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Wie fühlt sich Hypnose an?
Ich werde immer wieder gefragt, wie sich Hypnose anfühlt. Und ab und zu kommt es vor, dass ein Klient glaubt, nicht in Hypnose zu sein, obwohl er sich längst in Tieftrance befindet. Einfach deshalb, weil er sich den Zustand der Hypnose anders vorgestellt hat. Da nutzt es dann auch nichts, dass ich das im Vorgespräch ausführlich erklärt habe.
Im Vorgespräch räume ich mit einigen Fehlvorstellungen über Hypnose auf. In Hypnose schlafen Sie zum Beispiel nicht. Der Verstand ist sehr klar in Hypnose und Sie bekommen alles mit. Sie können denken, reden, die Augen öffnen und sogar lügen.
Die Erwartungshaltung des Klienten, wie sich Trance anzufühlen habe, ist manchmal so stark, dass meine Erklärungen dagegen nicht ankommen. Es helfen nur stärkere Geschütze.
Wie fühlt sich Hypnose also an?
Ganz einfach: für jeden unterschiedlich. Der Grund ist, dass Hypnose ein Zustand ist, in dem Sie keine kritischen Entscheidungen treffen. Sie bewerten nicht. Sie sagen nicht das geht oder geht nicht, das ist richtig oder falsch, das kann ich oder das kann ich nicht. Stattdessen sind Sie auf einer Ebene, wo Sie alles als gleichwertig erleben. Sofern Sie sich darauf einlassen, können Sie dadurch alles zu Ihrer Realität machen, was Sie sich vorstellen. Eine allgemeingültige Wahrnehmung dieses Zustandes gibt es nicht.
Neulich hatte ich einen Klienten, der sich nach etwa drei Minuten im Tieftrancezustand des Somnambulismus befand. Allerdings glaubte er nicht, dass er in Hypnose war. Unter diesen Umständen wäre eine Therapie sehr wahrscheinlich nicht erfolgreich gewesen. Die beste Hypnosebehandlung bringt nichts, wenn der Klient erwartet, dass sie nichts bringen wird, weil er ja nicht in Hypnose gewesen sei. Die negative Erwartungshaltung würde anschließend alles wieder zunichtemachen.
Also benutzte ich verschiedene hypnotische Phänomene, um ihn davon zu überzeugen, dass er sich wirklich in Hypnose befindet. Zunächst suggerierte ich ihm, dass an seiner Hand starker hypnotischer Klebstoff sei und klebte sie ihm an den Kopf. Er konnte die Hand nicht wegnehmen. Trotzdem war er weiterhin der Überzeugung, nicht hypnotisiert zu sein.
Ich fragte ihn, warum er glaube, dass er nicht in Hypnose sei. Die Antwort: Er sei nicht „weg“, könne denken und würde alles mitbekommen. Ich wies ihn darauf hin, dass ich ihm genau dies im Vorgespräch erklärt habe. Er würde in Hypnose immer bei klarem Verstand sein und denken können. Er würde nie „weg“ sein. Ungläubiges Grinsen.
Was tun? Er war offensichtlich ein guter Hypnotisand, er wusste es bloß nicht. Ich ließ ihn die Zahl 9 vergessen, ebenso seinen Namen, seinen Geburtsort und sein Geburtsdatum, seine Adresse und seine Telefonnummer. Man sollte meinen, das reicht aus, um zu merken, dass man sich in einem veränderten Bewusstseinszustand befindet. Er wollte trotzdem nicht glauben, dass es sich dabei um Hypnose handelte.
Was tun? Ich brachte ihm bei, sich besser zu fühlen als jemals zuvor in seinem Leben. Dann rief ich dieses Wohlgefühl hoch, indem ich mit meinem Finger in Richtung seiner Stirn zeigte. Auch, wenn er sich normalerweise nicht unglaublich gut fühlte, wenn ihm jemand, den er erst kurz zuvor kennengelernt hatte, auf die Stirn zeigte: Er glaubte immer noch nicht, dass dies Hypnose war.
Was tun? Ich gab ihm die Suggestion, dass er eine Berührung am linken Handrücken auf seiner rechten Hand spüren würde. Es klappte zwar, aber er wollte trotzdem noch nicht wahr haben, dass dies Hypnose war!
Ein schwieriger Fall. Und nur, weil seine Erwartung, wie sich Hypnose anzufühlen habe und wie nicht, nicht deckungsgleich mit der Realität war. Am Ende fand ich dann doch noch einen Weg, um es ihm zu beweisen. Die eigentliche Hypnosetherapie war danach ein Klacks.
Beispiel Reizdarm: Warum Hypnose Erfolg haben kann, wo die Schulmedizin versagt
In einem Spiegel-Artikel von 2007 berichten die Autoren, dass Ärzte jetzt endlich die Ursache für chronischen Reizdarm gefunden hätten. Verantwortlich seien Fehlschaltungen im sogenannten Bauchhirn.
Das Reizdarmsyndrom ist eine Volkskrankheit, die mit einer starken Verringerung der Lebensqualität einhergeht. Bis zu 15 Millionen Deutsche sind betroffen. Auch jetzt, fünf Jahre nach dem angeblichen Durchbruch, gibt es immer noch keine effektive schulmedizinische Behandlung. Alle ärztlichen Leitlinien empfehlen eine Symptom orientierte Behandlung des Reizdarms. Krankheitsmanagement statt Heilung.
Das Bauchhirn, das Nervensystem des Darmes, ist nach Gehirn und Rückenmark die grösste Ansammlung von Nervenzellen im Körper. Nach dem Spiegel-Artikel glauben die Forscher, dass Fehlschaltungen im Bauchhirn und Kommunikationsstörungen zwischen Bauchhirn und Gehirn für die meisten Symptome des Reizdarmsyndroms verantwortlich sind. 95 % des Neurotransmitters Serotonin werden im Bauchhirn verwendet. Sei der Serotoninstoffwechsel gestört, so komme es zu den Symptomen des Reizdarms. Produzierten die Zellen in der Darmschleimhaut zu viel Serotonin, so neige der Darm zu Überaktivität mit Muskelkrämpfen und Durchfall. Ein zu geringer Serotoninspiegel führe zu ineffizienter Arbeit der Darmmuskulatur mit chronischer Verstopfung als Folge. Zudem sei die Schmerzwahrnehmung erhöht.
Wie genau es zu den Störungen in der neuronalen Verschaltung komme, sei den Experten zufolge noch unbekannt. Laut Prof. Dr. med. Hubert Mönnikes, Neurogastroenterologe am Martin-Luther-Krankenhaus in Berlin, gebe es „keine Krankheit, die besser zeigt, wie sich ein seelischer Konflikt körperlich ausdrücken kann.“ Als Ursache wird Stress in der Schwangerschaft, der schon das Bauchhirn des Embryos falsch programmiere, vermutet. Außerdem chronischer Alltagsstress, unterdrückte Aggressionen oder Ärger in der Familie.
Die neuen Erkenntnisse der Magen-Darm-Forscher sollten helfen, erstmals ursächliche Behandlungen des Reizdarmsyndroms zu entwickeln.
Diese ursächliche Behandlungsmethode ist schon seit Langem bekannt: Hypnose.
Trotzdem behandelt die Schulmedizin den Reizdarm weiterhin symptomatisch. Warum? Weil die meisten Schulmediziner nicht über den Tellerrand hinaus gucken. Um es mit einer Analogie aus der Computerwelt zu sagen: Sie versuchen ein Softwareproblem zu lösen, indem sie an der Hardware herumschrauben. Wenn Sie auf Ihrem PC einen falschen Treiber haben, und deshalb bestimmte Programme nicht laufen, dann wird es nichts nützen, wenn Sie den Prozessor oder den Arbeitsspeicher austauschen. Sie müssen den korrekten Treiber installieren.
Wir müssen uns also an einen Softwarespezialisten wenden. Jemanden, der nicht auf Anatomie, Physiologie und Pathologie spezialisiert ist, sondern jemanden, der sich mit den Programmierungen des Verstandes auskennt: einen Hypnotiseur.
Serotonin ist nicht nur als Glückshormon bekannt, es ist auch der Neurotransmitter, der die glatte Muskulatur kontrahieren lässt. Glatte Muskulatur ist die Muskulatur, die im Gegensatz zur Skelettmuskulatur nicht unserer willentlichen Kontrolle unterliegt. Sie findet sich in vielen Hohlorganen, Blut- und Lymphgefäßen. Reguliert wird sie durch das Unbewusste.
Mittels Hypnose können wir über das Unterbewusstsein die glatte Muskulatur beeinflussen. So kann der Zahnarzt oder Kieferchirurg, der mit Hypnose arbeitet, seinem hypnotisierten Patienten die Anweisung geben, dass er aufhören solle zu bluten – und tatsächlich kontrahieren die entsprechenden Gefäße und die Blutung wird gestoppt. Über hypnotische Suggestionen lässt sich also die Serotoninausschüttung regulieren.
Das wäre allerdings noch eine rein symptomatische Anwendung der Hypnose. Hypnose kann aber noch viel mehr. Denn mit Hypnose lassen sich die unbewussten emotionalen Ursachen für den Reizdarm aufdecken und neutralisieren. Egal, ob es sich um Stress, Angst, Wut oder etwas anderes handelt. Das Unterbewusstsein weiß ganz genau, welche Ereignisse aus Ihrer Vergangenheit dazu geführt haben, dass Ihr Bauchhirn verrückt spielt. Solange diese unverarbeiteten Emotionen im Unterbewusstsein auf kleiner Flamme vor sich hin köcheln, werden die Probleme fortbestehen. Aber wenn sie verarbeitet und neutralisiert worden sind, dann kann der Darm wieder normal arbeiten und das Reizdarmsyndrom löst sich auf.
Der schwedische Neurogastroenterologe Magnus Simrén, klagt im oben besprochenen Spiegel-Artikel noch: „Die Effektivität der heute verfügbaren medikamentösen Therapien ist begrenzt.“ Darum hat er sich wohl der Hypnose zugewandt. In zwei Studien aus dem Jahr 2012 hat er die Effektivität der Hypnose bei Reizdarm untersucht.
40 % der Patienten erreichten eine deutliche Verbesserung der Symptomatik im Vergleich zu nur 12 % in der Vergleichsgruppe. Die andere Studie untersuchte die Langzeitwirkung der Hypnotherapie bei Reizdarmsyndrom. 85 % derjenigen, denen die Hypnose geholfen hatte, verspürten die positive Wirkung auch noch bis zu sieben Jahre später.
Auch wenn der Effekt deutlich größer war als bei der üblichen schulmedizinischen Behandlung, so war mein erster Gedanke bei diesen Zahlen: „Warum nur 40 %?“ Die Antwort liegt im Studienaufbau. Die Patienten erhielten zwölf Wochen lang einmal wöchentlich eine Hypnosesitzung von einer Stunde Dauer. Sie bekamen hypnotische Suggestionen und lernten Techniken zur Tiefenentspannung. Das bedeutet, dass diese Hypnosetherapie lediglich Symptom orientiert war. So erklärt sich, warum „nur“ 40 % der Patienten eine Besserung verspürten. Viele Probleme lassen sich eben nicht einfach mit Entspannung und positiven Suggestionen zudecken. Und selbst, wenn das gelingen sollte, bestünde immer die Gefahr einer Symptomverschiebung.
Eine ursächliche Behandlung des Reizdarmsyndroms mit Hypnose deckt die Ursachen über eine Altersregression auf, desensibilisiert die unverarbeiteten Emotionen und programmiert erst dann über positive Suggestionen das Unterbewusstsein um. Oder um es mit dem legendären Dave Elman zu sagen: „Regress to cause and fix it!“ („Gehe zur Ursache zurück und bring es in Ordnung.“).